29.11.2018 - 11:00

Jubiläumsfeier im Krankenhaus Maria Stern Remagen

v.l.n.r.: Dr. Eckehardt Louen, Dr. Aline Sebastian

Die Arbeit der Mitarbeiter der Palliativstation beginnt, wenn die Medizin an ihre Grenzen stößt und schwer kranke Patienten keine Hoffnung auf Heilung haben. Vor 20 Jahren wurde im Krankenhaus Maria Stern in Remagen eine der ersten Palliativstationen von Rheinland-Pfalz eröffnet.

Das Programm der Jubiläumsfeier spiegelte die vielfältigen Herausforderungen und Möglichkeiten der Palliativmedizin wieder und bot den geladenen Gästen neben abwechslungsreichen Vorträgen auch Informationsstände, Bilderpräsentationen sowie die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und Besuch der Palliativstation.

Geschäftsführer André Tillmann begrüßte die Gäste, darunter besonders Dr. Rüdiger Knoche (ehemaliger Chefarzt der Anästhesie) und Oberarzt Dr. Eckehardt Louen, die zu den Mitbegründern der Remagener Palliativstation gehören, sowie Chefarzt Dr. Thorsten Luecke. Unter den Gästen befanden sich von der Angela von Cordier-Stiftung Sr. Maria Lay, Vorsitzende der Stiftung und Herbert Leonards. Weiterhin begrüßte er MdL Horst Gies in Vertretung des Landrates, MdL Bernd Lang, den Vorsitzenden des Fördervereins Lorenz Denn, Patientenfürsprecher Klaus Gansen und Hildegard Schneider vom Hospiz-Verein Rhein-Ahr.

In Vertretung von Landrat Dr. Jürgen Pföhler überbrachte MdL Horst Gies herzliche Glückwünsche zum Jubiläum der Palliativstation mit den besten Wünschen für die kommenden Jahre.

Da Dr. Aline Sebastian, die Leiterin der Palliativstation akut erkrankt war, gab Dr. Eckehardt Louen zusammen mit der pflegerischen Stationsleitung Claudia Sputh einen Überblick über die Palliativstation als Teil eines Netzwerkes: von der Vergangenheit – Gegenwart – bis in Zukunft.

Das Thema Sterben und Tod ist kein bequemes und es ist nicht einfach, damit unverkrampft umzugehen.

 

Aber die hochkarätigen Redner bewiesen mit ihren Beiträgen, dass man den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor bewältigen kann. Professor Dr. Sven Gottschling (Chefarzt des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie an der Universitätsklinik in Homburg) kämpft dafür, Kranken Schmerzen zu ersparen. In einer verständlichen Sprache, mit einer gehörigen Portion Ärzteselbstkritik und mit viel Augenzwinkern gab er den zahlreichen Gästen Antworten auf die häufigsten Mythen der Palliativmedizin mit seinem Vortragsthema „Leben bis zuletzt“.

Unter dem Titel „Humor am Lebensende“ berichtete Dr. med. Christoph Lerchen (Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Palliativmedizin des Herz-Jesu-Krankenhauses in Dernbach) über die Arbeit seines Palliativteams, das sich um die Wahrnehmung und einen ganz natürlichen Umgang mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen des schwerstkranken Patienten bemüht. Und dabei darf der Humor nicht fehlen, denn herzliches Lachen wirkt erleichternd und befreiend für die Schwerstkranken, deren Angehörige und für die Mitglieder des Palliativteams selbst.

„Early Integration in die Palliativmedizin: Wie geht das?“ Lange Zeit hat die Palliativmedizin vornehmlich Patienten kurz vor ihrem Lebensende behandelt. PD Dr. med. Michael Neubrand (ärztlicher Direktor und Chefarzt der Inneren Abteilung) spiegelte die dynamische Entwicklung der Palliativmedizin der letzten Jahre wieder. Mit einer „Early Integration“ sollen Patienten bereits frühzeitig von der Palliativmedizin profitieren, damit Symptome wie Atemnot, Angst, Schmerz und Unruhe sowie soziale und psychische Probleme gelindert werden können. Ein frühes Angebot an palliativer Versorgung kann dazu beitragen, das unnötige stationäre Aufnahmen, Intensivmedizinische Maßnahmen und invasive Tumortherapien vermieden werden, ohne das negative Auswirkungen auf Patienten und deren Angehörige entstehen.

„Musik- und Kunsttherapie als nonverbale Kommunikation“. Wie man mit Musik und Kunst Patienten der Palliativstation helfen kann ihre Lebenswirklichkeit zu gestalten und Beschwerden zu lindern, zeigten die Kunsttherapeuten Walter Rick und Birgit Aicher. Eindrucksvolle gemalte Bilder von Patienten, die Birgit Aicher zeigte und eine gefühlvolle meditative Musikdemonstration von Walter Rick beeindruckten die Besucher im vollbesetzen Zuhörerraum.

Nicole Schumacher, Seelsorgerin des Hospizes im Ahrtal schilderte mit dem Thema „den Lebensfaden durchziehen“, wie wichtig die Zeit zwischen Tod und Beerdigung für die Trauerverarbeitung der Angehörigen ist und welche Bedeutung hierbei die Begleitung durch die verschiedenen Berufsgruppen hat.

Schließlich endete das Jubiläumsprogramm mit einem „Rückblick auf 20 Jahre Palliativstation“ mit Dr. med. Eckehard Louen und der Palliativ Care Schwester Regine Ruhs. Sie berichteten mit beeindruckenden Schilderungen von besonderen Erlebnissen ihrer Arbeit mit den Patienten auf der Palliativstation.

Anschließend hatten die Gäste Gelegenheit, die Palliativstation zu besichtigen.

Zum gemeinsamen ökumenischen Dankgottesdienst mit Pfarrer Frank Klupsch und Pfarrer Michael Schankweiler zusammen mit Krankenhausseelsorgerin Christiane Ahmann-Langer und der Stiftungsbeauftragten Sr.Luise Leonhardt, trafen sich die Teilnehmer in der Krankenhauskapelle von Maria Stern.

Für Dr.med. Thorsten Luecke, Chefarzt der Anästhesiologie, Intensiv- und Palliativmedizin war dies ein besonderer Tag: „Seit Gründung der Palliativstation 1998 hat sich die Palliativmedizin stark weiterentwickelt. Der Grundgedanke ist aber geblieben. Wir wollen die Patienten mit chronischen, fortschreitenden oder unheilbaren Erkrankungen bestmöglich versorgen und die gesundheitliche Situation stabilisieren. Wir bereiten die Patientinnen und Patienten auf die ambulante Palliativversorgung zu Hause oder im Hospiz vor. Dafür sind wir eng mit den ambulanten Versorgungstrukturen vernetzt. Palliativmediziner, Palliativpflegepersonen, Psychologen, Sozialarbeiter, Ergotherapeuten, Musik- und Kunsttherapeuten, Seelsorger und ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten hier Hand in Hand.

Der Tod gehört aber dennoch zum Alltag der Palliativstation und es ist uns wichtig, durch professionelle Versorgung und pflegerische Begleitung für Patienten und Angehörige ein Abschiednehmen in Würde zu ermöglichen. Wir werden in Zukunft immer ältere Menschen mit einer Vielzahl von Erkrankungen behandeln und es wird nicht ausreichen, diese Patienten erst ganz am Ende zu begleiten, sondern wir müssen frühzeitig mit der palliativmedizinischen Behandlung zu beginnen. Für die Palliativstation im Verbundkrankenhaus wünsche ich mir für die Zukunft den Erhalt und den Ausbau des hohen Standards, den wir in den vergangenen 20 Jahren erreicht haben.“