11.03.2019 - 09:00

2015 haben das Franziskus Krankenhaus in Linz und das Krankenhaus Maria Stern in Remagen fusioniert. Die beiden Häuser der Angela von Cordier-Stiftung haben erfolgreich einen Weg eingeschlagen, den andere erst noch gehen müssen. Und das sogar rheinübergreifend.

v.l.n.r.: André Tillmann, Stiftungsgeschäftsführer und Thomas Werner, Verwaltungsdirektor

Linz-Remagen. Auf deutschen Krankenhäusern lastet ein hoher ökonomischer Druck. Sie bewegen sich im Spannungsfeld von Sicherung des Versorgungs-Auftrages der Bevölkerung  und Wirtschaftlichkeit. Schließungen drohen. Fusionen gelten als Heilmittel, das Krankenhäuser resistenter gegen die virulenten Auswirkungen der Umstrukturierungen im Gesundheitswesen machen soll.

Das Franziskus Krankenhaus in Linz und das Krankenhaus Maria Stern in Remagen haben schon geschafft, was andere noch schaffen wollen. Die Fusion vor vier Jahren zum Verbundkrankenhaus mit zwei Betriebsstätten, hat eine Win-Win-Situation für alle geschaffen: Patienten profitieren von der Spezialisierung in beiden Häusern, die Qualität der medizinische Versorgung konnte weiter gesteigert und durch Umstrukturierungen können beide Häuser wirtschaftlicher betrieben werden. „Heute können wir sagen, die Fusion ist erfolgreich gemeistert. Aber auch, dass noch ein Weg vor uns liegt. Wir konnten das medizinische Leistungsangebot der Region dauerhaft stärken und sind für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Das Verbundkrankenhaus ist auch ein interessanter attraktiver Arbeitgeber, der Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen an den Rhein lockt. Wir profitieren auch aus der Nähe zu Bonn“, skizziert Geschäftsführer André Tillmann die positive Ist-Situation. „Es ist ein Verbundkrankenhaus entstanden, das Top-Qualität liefert, weil es Fachabteilungen beherbergt, die durch ihre Spezialisierungen über enorm viel Erfahrung verfügen“, ziehen er und Verwaltungsdirektor Thomas Werner Bilanz.

Aber, wie konnte die Fusion in so kurzer Zeit, so erfolgreich gelingen? Schließlich gab es, neben allen organisatorischen Herausforderungen, zusätzlich noch eine topografische Hürde zu meistern. Denn trotz des gemeinsamen Trägers, der Angela von Cordier-Stiftung, mit Sitz auf der Insel Nonnenwerth, liegen die beiden Einrichtungen auf gegenüberliegenden Rheinseiten: im rechtsrheinischen Linz und im linksrheinischen Remagen. „Für unsere Patienten spielt der Rhein keine Rolle. Beide Häuser haben unterschiedliche Schwerpunkte. Ärzte und das ganze Team arbeiten fachlich, aber auch fachübergreifend ganz eng zusammen. Unserer Philosophie heißt: die Kompetenzen wandern, und nicht der Patient“, benennt Werner wesentliche Voraussetzungen für das Gelingen der erfolgreichen Fusion. „Für Patienten bedeutet die Fusion zudem ein verbessertes Gesundheitsangebot. Durch die enge Zusammenarbeit konnten wir unser Leistungsspektrum ausbauen. Damit gehören wir zu den wenigen Krankenhäusern der Region, die in allen Teilgebieten der Inneren Medizin fachärztliche Qualität anbieten. Besonderen Wert wird in unserem Verbundkrankenhaus auf eine enge Kooperation der Fachabteilungen im Haus, aber auch mit den niedergelassenen Hausärzten, Fachärzten und Krankenhäusern der Umgebung gelegt. Patienten profitieren von dieser Zusammenarbeit und dem breiten, hochqualifizierten Angebot.“

In Linz, aber auch in Remagen wird die Grundversorgung angeboten und beide Häuser sind auch auf Arbeits- oder Schulunfälle eingestellt. Ein zentrales Erfolgselement der Fusion war jedoch die fachliche Spezialisierung in beiden Häuser. Angefangen bei der Endoskopie über die Proktologie bis hin zur Schmerztherapie, Urologie und Gastroenterologie, wo die Häuser mit dem eigenen MVZ in Remagen und Sinzig zusammenarbeiten. Vorteil: „Wir verfolgen z.B. in der Schmerztherapie ein multimodales Konzept aus ambulanter und stationärer Behandlung. Erst wenn nötig werden die Patienten auch stationär aufgenommen“, so Werner. Beide Krankenhäuser kooperieren mit Dialysepraxen und einer onkologischen Praxis. „In beiden Häusern zusammen verfügen wir über 7 Operationssäle mit unterschiedlichen Ausstattungen. Unser Ärzteteam schaut immer, wo der Patient am besten aufgehoben ist.“ 

In Linz hat man sich im Bereich der Inneren Medizin auf die Pneumologie spezialisiert. „Wir können hier bei der Lungenfdiagnostik sozusagen „High End“ Medizin anbieten“, hebt Werner hervor. Außerdem ist Linz auf Beatmungsentwöhnung (Weaning) spezialisiert. „Es ist eines der größten Weaningzentren in Rheinland-Pfalz und ist als solches auch im Krankenhausplan Rheinland-Pfalz aufgenommen. Diese Patienten sind alle schwer krank und benötigen Intensiv-Medizin auf höchstem Stand. Wir ergänzen sie frühzeitig mit einem interdisziplinären Team aus Intensivmedizinern, Pneumologen, Kardiologen, Therapeuten und spezialisierten Pflegekräften, um sie von den Maschinen abzutrainieren“, erläutert Werner. Hier arbeitet das Krankenhaus mit  der Kardiologie der Uni Bonn und mit der Herzchirurgie der Uni Mainz für eine wohnortnahe Versorgung von Weaningpatienten zusammen.  

Im modernen Gesundheitssystem wird überall die Zukunft kleinerer Krankenhäuser in Frage gestellt. In Linz begegnete man diesem Trend mit hohen Investitionen von 4,8 Millionen Euro in eine hochmoderne Intensivstation, die 2018 fertig gestellt wurde. Sie beherbergt zwölf Bettenplätze für die Intensivmedizin und sechs Plätze für die Intensivüberwachungspflege „Intermediate Care (IMC)“. Die 18 Plätze sind aufgeteilt in sechs Doppelzimmer und sechs Einzelzimmer. Drei Einzelzimmer erfüllen besondere hohe hygienische Anforderungen durch eine vorgelagerte Schleuse. Kernstück ist der zentral angeordnete Stützpunkt, der eine bestmögliche Überwachung ermöglicht. „Das ist zukunftsweisend“, betont Tillmann. „Weitere Millionen an Investitionen flossen in die Radiologien, in neue CTs, in komplette Neuausstattungen unserer Endoskopiebereiche, in das endoskopische Operieren und einigem mehr“    

Einen sehr guten Ruf hat das Verbundkrankenhaus auch im Bereich der Orthopädie. Die Chefärzte Dr. Dieter Altmann und Dr. Rudi Auen sind Experten für Endoprothetik von Hüfte, Knie, Schulter und Sprunggelenk. In Linz hat man den Schwerpunkt außerdem auf Sporttraumatologie und die arthroskopischen Operationen gelegt.    

Das Krankenhaus Maria Stern hingegen hat sich auf den Bereich der Viszeralchirurgie spezialisiert. „Mit Dr. Temur Parulava konnten wir einen Experten gewinnen. Komplexe endoskopische Operationen sind sein Spezialgebiet. Wir  können die Eingriffe am Pankreas vornehmen, auch endoskopisch. Unsere Ärzte verfügen über diese Erfahrungen und erreichen die gesetzliche Mindestmenge“ so Werner. „Für die Schilddrüsenchirurgie wurde zum Jahresbeginn ein auf diesem Gebiet bekannter Chirurg eingestellt, für die Thoraxchirurgie bereits im Herbst letztens Jahres.“ 

Die Philosophie in den beiden Häusern des Verbundkrankenhauses lautet: „Wir arbeiten Hand in Hand“. Bei der Tumorbehandlung arbeiten Pneumologie, Thoraxchirurgie, Gastroenterologie, Onkologie, Strahlentherapie, Palliativmediziner und Hausarzt zusammen. „Alles wird gemeinsam besprochen, um einem maximalen Therapieeffekt zu erreichen“, erläutert Tillmann. „Der Patient steht fachübergreifend im Mittelpunkt. Unser Ziele sind die Erkennung des Hauptproblems sowie eine zielgerichtete Diagnosestellung mit Erstellung eines Therapieplans zur Beseitigung oder Linderung der Beschwerden.“

Die Zusammenarbeit bringt auch viele strukturelle Vorteile. „Wir vermeiden Doppelvorhaltungen. Infrastrukturen können effektiver ausgebaut und auch besser genutzt werden. So wurde eine gemeinsame Zentralsterilisation gebaut, auch das Labor wird gemeinsam genutzt, es gibt eine gemeinsame Apotheke und die Krankenpflegeschule bildet Auszubildenden in beiden Häusern aus. Zusammengelegt wurde außerdem die Verwaltung und einzelne Spezialisten aus den Bereichen Hygiene, Qualitätsmanagement und EDV sind gemeinsam für das Verbundkrankenhaus Linz-Remagen im Einsatz. Die Krankenhausleitung zeichnet sich für beide Häuser verantwortlich.  

„Herauszuheben sind aber unsere Mitarbeiter, die an beiden Standorten tätig sind. Unsere Chefärzte tragen die medizinische Verantwortung rheinübergreifend, ebenso sind Mitarbeiter aus der Pflege und den Funktionsdiensten an beiden Standorten tätig. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren und sind der Schlüssel des Erfolges, ihnen gilt der größte Anteil und Dank am Erfolg“ so Werner zusammenfassend. 

„Bei der Fusion wurde sozusagen aus dem Besten von beiden Häusern ein Ganzes geschaffen und wir konnten weitere, hochqualifizierte Experten für uns gewinnen“, beschreibt Tillmann, wie der Zusammenschluss gelungen ist.