11.04.2019 - 09:00

Nach 165 Jahren verlassen die Franziskanerinnen Linz und das Franziskus Krankenhaus

v.l.n.r.: Pastor Lothar Anhalt, Sr. Auguste, Kommunitätsoberin Sr. Maria Lay, Sr. Coleta, Sr. Waltrud, Sr. Hanna

Eine Ära geht zu Ende. Die Franziskanerinnen von Nonnenwerth verlassen Linz und das Linzer Franziskus Krankenhaus. 165 Jahre waren die Schwestern eine feste Größe bei der Betreuung der Kranken in der Stadt und der Region. Sie haben die Geschichte der Stadt mitgeprägt und waren mit ihr geradezu schicksalhaft verbunden.

Die Mitarbeiter des Krankenhauses, und auch die Linzer Bevölkerung, haben die Ankündigung der Franziskanerinnen mit großem Bedauern und mit Trauer, aber auch mit großem Verständnis für die Entscheidung zur Kenntnis genommen. Vor allem sind sie dankbar für die geleistete Arbeit der Schwestern, die in mehr als anderthalb Jahrhunderten die Krankenpflege in Linz aufgebaut und auf professionelle Füße gestellt haben. „Die Franziskanerinnen haben die Kultur in unserem Krankenhaus geprägt. Es ist ein großer Verlust für das Verbundkrankenhaus Linz-Remagen, aber auch für die Stadt Linz“, sagt Verwaltungsdirektor Thomas Werner.

 

Der Entschluss, Linz zu verlassen, ist den Schwestern sehr schwer gefallen. „In Linz sind noch vier Schwestern. Das Durchschnittsalter der noch 51 Schwestern der Provinz beträgt  81 Jahre. Darum haben wir gemeinsam mit dem Konvent beschlossen, Linz zu verlassen. Das schmerzt uns alle sehr. Die Menschen hier wussten uns zu schätzen. „Wir haben hier Wurzeln geschlagen. Es war eine gute und reiche Zeit“, betont Schwester Coleta (83).

 

Das Wirken der Franziskanerinnen in Linz, ist auch ein Spiegel der Geschichte der Stadt, der Zeit, der Fortschritte in der Medizin und der Krankenpflege. Einige Daten markieren diese Epoche Geschichte, die 1854 begann, als vier Franziskanerinnen von Nonnenwerth in Linz das Servitenkloster übernahmen. Die Klosterkapelle steht noch am „Dr.-Siegmund-Wolf-Platz. In ihr ist heute das Linzer Stadtarchiv untergebracht.

Die Schwestern nahmen sich der Kranken an die bei ihnen Hilfe suchten. So war das Haus ständig überbelegt. 1896 bewilligte die Regierung den Schwestern, dass sie 60 Kranke aufnehmen durften, ohne einen Arzt im Haus zu haben.

Die Zahl der betreuten Kranken in Linz stieg stetig weiter an. Ein Krankenhausneubau neben dem Kloster wurde beschlossen. Die Fertigstellung wurde durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges unterbrochen. Das Krankenhaus wurde zum Lazarett. Mehr als 600 Verwundete mussten behandelt werden. Ein  Kraftakt, der nur mit Hilfe der Linzer Bevölkerung gestemmt werden konnte. Die Schwestern  eröffneten 1903 auch eine höhere Mädchenschule. Ein Teil des neuen Gebäudes, das 1913 an der Asbacher Straße errichtet wurde, kannten die Linzer noch als  „Molti-Gebäude“. Es musste 2016 für den Bau des Edeka Marktes weichen.

 

1949 wurden endgültig die Weichen für ein neues Krankenhaus gestellt. Drei Fachärzte übernahmen verschiedene Abteilungen. Anfang der 60er Jahre wurde wegen Platzmangels, bereits wieder ein Krankenhausneubau diskutiert worden. Aber erst 1979 wurde das neue, hochmoderne Krankenhaus auf dem Roniger Hof gebaut. „Das neue Haus wurde Franziskus Krankenhaus getauft. Als Franziskanerinnen sind wir darauf sehr stolz“, sagen die Schwestern.

 

Um die Weichen für die Zukunft im Sinne der Franziskanerinnen zu stellen, riefen die Franziskanerinnen von Nonnenwerth 2003 die „Angela von Cordier-Stiftung“ ins Leben, unter deren Trägerschaft das Franziskus Krankenhaus in Linz und das Krankenhaus Maria Stern in Remagen stehen, die seit 2015 das Verbundkrankenhaus Linz-Remagen sind. Auch die übrigen sozialen Einrichtungen wurden zu diesem Zeitpunkt in die Stiftung eingebracht. Schwester Maria Lay wird weiterhin im Stiftungsvorstand vertreten bleiben.

 

„Wir werden den Weg des Verbundkrankenhauses im Auge behalten und im Herzen begleiten. In der Präambel der Stiftungssatzung ist der Stifterwille festgeschrieben. Die Verwirklichung dieser Inhalte kann in eine gute Zukunft führen. Auch bei sehr engem finanziellen Rahmen mögen die Christliche Werte und Tugenden, die im Evangelium wurzeln auch weiterhin die Richtschnur für das Handeln  am Menschen bleiben. Die vom Vorstand ernannten Stiftungsbeauftragten haben den Auftrag, den Willen der Stiftung in den Alltag zu tragen und auf Beachtung hinzuwirken“ erläutert Schwester Maria Lay den Weg, wie im Krankenhaus Linz der franziskanische Geist auch ohne Ordensschwestern weiterlebt und kündigt mit einem Schmunzeln an, dass die Ordensschwestern mit ihrer Gebetsunterstützung mit an Bord bleiben.

 

 

Am 10. April wurden die Franziskanerinnen offiziell verabschiedet. „Es wird uns sehr schwer fallen, sie gehen zu lassen“, sagte Werner. „Aber wir wünschen Ihnen, dass sie ihren Ruhestand mit viel Freude und aktiv gestalten können.“